Die Schale - Gedanken eines Töpfers
Die Harmonie zwischen Baum und Schale ist von außerordentlicher Bedeutung. Die Schale sollte durch ihre Schlichtheit die Qualität des Baumes verbessern. Das japanische Wort für dieses Empfinden ist SHIBUI. Es umschreibt die vollkommene Schönheit. Sein wichtigstes Element ist Einfachheit. Es besitzt Feinheit, Anmut, Ruhe und Natürlichkeit.
Die Bonsaigefäße ausgangs des 19. Jahrhunderts waren einfach, unglasiert und tief - die idealen Pflanzgefäße. Eine Bonsaischale im heutigen Sinne ist aber mehr als nur ein Gefäß, in das etwas gepflanzt wird. Sie muss viele Kriterien erfüllen. Im Sinne von Bonsai könnte man sagen: "Will man die Krone gestalten, muss man sich mit den Wurzeln auseinandersetzen." So könnte man es auch symbolisch in der Kunst des Töpfers sehen.
Um zu verstehen, was in einer guten Schale steckt, studiere ich die alten Schalen. Nur wenige sind erreichbar, gemeinhin werden sie wie Kleinode von meist japanischen Sammlern unter Verschluss gehalten. Natürlich kann man keine antike Schale einfach töpfern. 100 Jahre Patina sind unnachahmlich. Das ist auch nicht mein Anliegen.
Ich möchte nur erfahren, mit welchen Techniken, Symbolen die alten Töpfermeister gearbeitet haben, welchen geistigen und philosophischen Hintergrund sie hatten. Nachbildungen alter chinesischer Bonsai Schalen reizen mich besonders, da diese Schalen mir höchste töpferische und künstlerische Schwierigkeiten abverlangen. Hier steht die Vielfalt vor der Einfachheit.
Mein Anliegen ist es, mit Hilfe dieses Wissens, das in meinen Schalen zum Ausdruck kommt, dem Bonsaifreund mehr Verständnis und Freude am Hobby Bonsai zu bringen.
Peter Krebs